Die Geschichte des Alten Schafstalls

„Burg Randeck“, Hofgut  und spätere Domäne Randeck“
um 1250 – 1350  Bestand der „Burg Randeck“, wohl eine einfache Fachwerkanlage ohne Mauern, mit einem Wirtschaftshof in unmittelbarer Nähe, direkt am Albtrauf, nahe dem sog. „Schafbuckel“ bei Ochsenwang.
Erbauer der Burg als Eigengut waren wohl Konrad von Neidlingen und sein Bruder Johann, der sich - wie auch seine drei Söhne – alsbald „von Randeck“ nannten.

2. Hälfte 14. Jh.  Die Burg wird aufgegeben und gerät allmählich in Verfall.      

1535                    im Vogtbericht heißt es, die Burg sei „jitzt gar in Abgang und im Besitze des Wilhelm Fetzers“ zu Neidlingen.

16. Jh.                 Der „Hof Randeck“ wird erstmals urkundlich erwähnt. Er gehört zur Herrschaft Neidlingen und leistet den Zehnten an den Armenkasten zu Weilheim. Er liegt nachweislich auf einer Wiesenterrasse ca. 500 m  nördlich der heutigen Gebäudegruppe. Neidlingen und Ochsenwang hatten dem „Randecker Hof“ neben Fuhrdiensten eine „unterthänigste Ehrenfrohn“ zu leisten, die Abräumung der Sommerweide.  

1551                    befindet sich dort  eine Schäferei der Herren von Freyberg mit 400 Schafen. Das Weidegebiet reicht bis zum Heimenstein und nach Krebstein, dazu die Waldteile der Fluren Kämmerle und Asch.

17. Jh.                 bewirtschaftete Felder der Hofbewohner liegen im oberen, mittleren und unteren Ösch. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618 –1648) brannte der Hof ab. Nach seinem Wiederaufbau wurde er von der herzoglich württembergischen Kammerschreiberei auf jeweils 9 Jahre verpachtet 8ab (1626). Seitdem bewohnen lediglich der Melker mit Familie und Gesinde den Hof (zumeist nur  8 -10 Bewohner) 1676 galt der Hof sogar als unbewohnt, 1684 lebten wieder drei Personen dort.

um 1700             gab es auf dem Hof Randeck nur noch im Sommer Betrieb, da zu diesem Zeitpunkt die herzogliche Melkerei „Hinterburg“ bei Weilheim errichtet wurde. Im Winter zogen dann die Bewohner mit ihren Herden nach Hinterburg hinunter.

1773               Der Viehbestand auf Hof Randeck zählt 51 Stück Melk- und Rindvieh, drei Farren und 300 Schafe. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts befand sich in Randeck ein herrschaftlicher Fohlenhof, der 1774 neu eingerichtet aber bereits 1780 wieder abgebrochen wurde. Vermutlich war der alte Standort in der Nähe der ehemaligen Burg Randeck dafür aber nicht geeignet.

1785               wurde dann an der heutigen Stelle als erstes ein Wohngebäude als Meiereiwohnung errichtet, der Anfang der neuen „Domäne Randeck“. Es folgten kurz darauf mehrere massive Scheunen- und Stallgebäude, die alle heute noch bestehen. Es wurden Brunnen, ein Weiher für die Wäsche der Schafe und zwei „Feimen“ (fünfeckige Trockentürme mit beweglichem Dach) errichtet. Die neue Domäne Randeck wird vom ehemaligen „Kameralamt Kirchheim unter Teck“ verwaltet.

1850               wird als letztes Gebäude die ehemalige Zehntscheuer aus Unterlenningen in die Domäne Randeck versetzt, südlich daran 1856 dann noch ein neuer Schafstall errichtet.

1938               wurde das staatliche Hofgut Randeck an Privatleute verkauft.

 

Die folgenden Pläne können Sie durch Anklicken vergrößern.

 „Alter Schafstall Randeck“
Der Neubau der  „Einrichtung für Erziehungshilfe - Ziegelhütte Ochsenwang“ liegt auf dem Areal  der ehemals staatlich württembergischen „Domäne Randeck“, einem Hofgut, das sich unmittelbar westlich und östlich eines älteren Weges von Schopfloch nach Hepsisau befindet.

Die heute zum Teil noch erhaltenen Gebäude des Hofgutes entstanden ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. Zuletzt waren es 5 größere und mehrere kleinere Gebäude.  Die Domäne wurde 1938 aufgelöst und ihr Areal privatisiert. 1966 kaufte der Michaelshof ein Teil des ehemaligen Areals, einschließlich der weiter südwestlich gelegenen Ziegelhütte.

Im Bereich des Hofgutes stand bis 2017 eine alte, nahezu ruinierte Scheune mit einem Anbau im Norden, einem Rindviehstall innen und einem südlich angebauten Schafstall. Die Scheune wurde dort 1850/51 errichtet. Sie stammte aus Unterlenningen, eine ehemalige Zehntscheuer, beim dortigen Pfarrhaus gelegen, die um 1700 errichtet wurde. Dieses Gebäude wurde 1850 an die Domäne Randeck verkauft und noch im gleichen Jahr dorhin umgesetzt. 1856 wurde zudem südlich noch ein damals neuer Schafstall mit Raum für 260 Tiere angebaut.

Im März 2015 startete dort dann das Projekt „Sanierung alter Schafstall“ das von zahlreichen Sponsoren unterstützt wurde, darunter auch vom Lions-Club Nürtingen/Kirchheim. Jugendliche der Einrichtung Ziegelhütte beteiligten sich an den Sanierungsarbeiten. Sie sammelten dabei allerlei Erfahrungen in verschiedenen Gewerken, u.a. in Mauertechnik mit Holz, Lehm und Stroh, das hier ökologisch sinnvoll zu Isolationszwecken eingesetzt werden konnte.  Zum Entsetzen aller Beteiligten brannte das Gebäude aus unbekannten Gründen kurz vor Ende der Restaurierungsarbeiten Anfang November 2017 mitten in einer Nacht ab.  

Nach einer längeren Planungsphase konnten die Arbeiten, jetzt für einem Neubau an alter Stelle, im Jahr 2022 wieder aufgenommen werden, wobei die äußere Form und die Fachwerkbauweise des ehemaligen Gebäudes beibehalten wurde, aus Natur- und Denkmalschutzgründen. So ist nur unweit des ehemaligen Wohnhauses der württembergischen „Domäne“ ein modernes Gebäude in alter Form entstanden, das weiterhin an den ehemals zur „Burg Randeck“ gehörenden Wirtschaftshof erinnert.

Inschriften auf zwei Seiten des nordöstlichen Ständers im Schafstall
auf der Nord- und Ostseite des südöstlichen Ständers im Holz eingeritzten  Inschriften, sog. Graffiti, stammen von Personen, die auf dem Hofgut gearbeitet haben, Schäfern oder auch von Pächtern des Hofgutes. Leider ist auch dieser Ständer wie alle Hölzer des Schafstalles und der Scheune bei dem verheerenden Brand Ende 2017 vernichtet worden.

Inschrift auf der Südseite des Ständers: „Wilhelm I Hummel – Don[stetten ?]“
Inschriften auf der Ostseite des Ständers, von oben nach unten: 
„1879  Andreas Dangel in Uhingen“ (Pächter des Hofgutes von 1879– 1893)
„1879  Jakob Hamman“  
„1877  A (Kurrent D)“  = Anno Domini (im Jahr des Herrn) „Jakob We(il)[heim ?]
“I A I”     

Flossholz als Baumaterial der Scheune und des Schafstalles

Bei einer kurzen Untersuchung der in dem Fachwerkbau verwendeten Hölzer noch vor dem großen Brand zeigte sich, dass es eine ganze Reihe von Spuren gab, die auf die Verwendung von Floßholz bei der Errichtung des Bauwerkes hinweisen.

Es handelte sich zumeist um sog. Wiedlöcher, Bohrlöcher für das Anbringen von Seilen aus organischem Material, um die im Wasser treibenden Hölzer zu einem stabilen Floß zu verbinden. Die Bohrlöcher befinden sich innerhalb von drei- oder viereckigen Vertiefungen, die zum sicheren Ansetzen des Bohrers notwendig waren, damit dieser zu Beginn nicht ständig verrutschte und das Bohrloch damit unregelmäßig und unbrauchbar wurde. Andere Spuren sind eine Reihe deutlich kleinerer Bohrlöcher, die mit den Aufbauten und Konstruktionen auf dem Floß zu tun haben, damit die Flößer ihr Floss steuern und die mehrere Tage dauernde Fahrt besser überstehen konnten.

Die zwei Formen der Bohrlöcher weisen auf zwei verschiedene Zeiten ihrer Entstehung hin.  Die dreieckigen sind älter und gehören damit zu der älteren Scheune  aus Unterlenningen und in die Zeit um 1700.  Die viereckigen sind deutlich jünger und stammen aus der Zeit der Errichtung des Schafstalles 1856. Die Hölzer aus der Unterlenninger Scheuer waren mit Sicherheit Nadelhölzer aus dem Schwarzwald, die auf dem Neckar bis nach Nürtingen geflößt worden sind. Die jüngeren Hölzer stammen möglicherweise aus dem Bereich der Alb oder auch aus dem Schwarzwaldbereich, die aber auf der Donau transportiert worden sind, da ein Transport von Stämmen aus dem Albvorland über die Steigen am Albtrauf auf die Albhochfläche sicher nicht möglich war.

Feierabendziegel von 1844

bei dem sog. Feierabendziegel handelt es sich um einen Dachziegel in Form eines „Biberschwanzes“. Er wurde bei der Dachsanierung des alten Schafstalles um 2015 entdeckt und geborgen.

Vermutlich wurde er in der Ziegelhütte unweit des Hofgutes Randeck im Jahr 1844 für ein Gebäude des Hofgutes produziert. Darauf deutet auch der Scherben des Ziegels hin, denn er enthält kleine Fragmente von Kalkstein aus dem weißen Jura, also ortsüblicher Ton.

Nach der Datumsangabe kann er aber nicht für die alte Scheuer von 1850/51 mit dem Schafstall von 1856, dem Fundort, produziert worden sein, sondern eher früher für ein älteres Gebäude.

Nach Akten im Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. in Ludwigsburg kommen jedoch zwei sogenannte „Feimen“ in Frage, die nördlich des alten Schafstalles 1844 errichtet wurden und die in einem Plan des Hofgutes von 1860 mit der Bezeichnung „Feimen“ eingetragen sind.

 „Feimen“ sind größere oder kleinere Gestelle für die Trocknung von Gras oder sonstigen Pflanzenresten (vor allem von Getreide), aber auch von anderen landwirtschaftlichen Produkten, die ohne (spätere) Brandgefahr nur trocken in Scheunen eingelagert werden können. Im Hofgut Randeck wurden dazu zwei fünfeckige Trockentürme erstellt, ein kleiner und ein großer, letzterer von 12m Höhe, mit einem beweglichem Dach, das nur mit einer Winde (Haspel) bewegt werden konnte. In einem Plan von 1877/78 sind diese aber nicht mehr verzeichnet.

Auf dem sog. „Feierabendziegel“ sind Ritzungen zu sehen, die einige Symbole zeigen, die zeittypisch sind. Oben ist eine Krone mit Kreuz zu sehen, die wohl auf das seit 1811 bestehende Königtum in Württemberg, dem Eigentümer der Domäne, hinweist. Daneben und darunter befinden sich zwei gekreuzte Lanzen mit oben angebrachten Fahnen, wohl schwarz-rot gestreift, die vermutlich auf einen Ulanen in der Domäne hinweisen. Die im Kreuzungspunkt der Lanzen eingravierten Buchstaben, „C“, „F“ und „S oder D“ können derzeit noch nicht sicher interpretiert werden.

Zu sehen sind weiterhin in der Mitte des Ziegels zwei sog. Halb- oder Viertelsonnen, gestempelte Zeichen aus Stäben, wohl Sonnensymbole. Sie weisen auf die Bedeutung der Sonne für eine gute Ernte hin, ebenso wie zwei Wellenlinien unten am Ziegel, die zweifelsohne für Wasser stehen. Da die Albhochfläche ein Karstgebiet ist, also meistens wasserarm, hat Wasserwirtschaft eine besonders hohe Bedeutung. Darauf weisen auch Zisternen in der Domäne hin.

Zuletzt sei auch auf die auf dem Ziegel in der Mitte angesprochene Bedeutung der Familie hingewiesen. Dort ist rechts eine Frau in Sichelform mit einer Hand, die nach links weist und gegenüber ein stabförmig dargestellter Mann mit Penis dargestellt, darunter in der Mitte eine kleine Figur, die wohl als Kind gedeutet werden kann.

Liebeslust und Liebesleid sind als Darstellungen auf sog. Feierabendziegeln durchaus bekannte Themen.

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